Globale Lieferantenanalyse und Qualifizierung für unseren Kunden ABB

Seit Anfang 2012 unterstützt Formel D den global tätigen Konzern ABB bei der Entwicklung seiner Lieferanten. Ingenieure und Qualitätsmanager des Dienstleisters sorgen dafür, dass sie ihre Produkte termingerecht und entsprechend ihrem Qualitätsversprechen liefern.

Ob es sich um elektronische Steuereinheiten aus Malaysia, um Großkondensatoren aus England, Aluminiumschränke aus der Schweiz, Öltanks für Transformatoren aus China oder Gussteile aus Polen handelt – ABB ist auf verlässliche Zulieferer angewiesen. Dabei ist die Zahl der Lieferanten sehr groß. Denn das Angebot des Konzerns, für den weltweit 150.000 Mitarbeiter tätig sind, umfasst vielfältige Dienstleistungen und Produkte in den Geschäftsfeldern Energietechnik-Produkte und -Systeme, Industrieautomation und Antriebe, Niederspannungsprodukte und Prozessautomation. Zugelassene Lieferanten müssen nicht nur nach ISO 9001:2000 oder gleichwertig zertifiziert sein, sondern auch über ein entsprechendes Qualitätsmanagement verfügen. Sie verpflichten sich zu einer vollständigen und termingerechten Lieferung sowie zur stetigen Verbesserung ihrer Leistungen. Um dies sicherzustellen, überprüft ABB die Zuverlässigkeit seiner Lieferanten kontinuierlich und macht sie ihnen gegenüber transparent und nachvollziehbar.

Wie man Flops verhilft, Tops zu werden

Für den Fall, dass Materialien, Bauteile, Systeme oder Dienstleistungen nicht pünktlich geliefert werden und/oder fehlerhaft sind, hat ABB eine Vorgehensweise für die Sicherung einwandfreier Lieferungen festgelegt, um die Anforderungen der Kunden zu erfüllen. Im Rahmen der Qualitätssicherung sind alle Geschäftsbereiche von ABB aufgefordert, ihre zehn „worst performing supplier“ („Flop10“) zu identifizieren und deren Arbeit zu verbessern.

Technische und organisatorische Probleme lösen

Im Auftrag von ABB unterstützen Qualitätsingenieure und Technologiespezialisten von Formel D jene Zulieferer, die als „Flop10“ ausgemacht werden. So zum Beispiel bei einem Lieferanten für die Produktion von Großkondensatoren in England, die nicht in der geforderten Zeit geliefert wurden. „Bei dem Projekt konnten unsere Qualitätsingenieure sehr schnell wirksame Maßnahmen für die Prozessstabilität umsetzen“, berichtet Marcel Klehr, in dessen Verantwortungsbereich als Technischer Direktor bei Formel D in München alle „Flop10“-Projekte angesiedelt sind. Durch optimierte Belegungspläne für die Anlagen ließ sich die Produktion dauerhaft von zwei auf acht Einheiten pro Woche steigern.

Bei Steuereinheiten für Schweißroboter, die in Malaysia hergestellt werden, fiel indes das Display häufig aus, weil sich ein Kabelanschluss immer wieder löste. Zudem gab es Kabelbrüche. Als Ursache machten Technologieexperten von Formel D eine zu starke Vibration aus, welche sich durch technische Verbesserungen reduzieren ließ. Ein Knickschutz sorgt darüber hinaus dafür, dass das Kabel künftig nicht mehr brechen kann. Neben der gemeinsamen Projektsteuerung mit John Müller (Group Function Quality & Supply Chain OPEX), seinem Ansprechpartner bei ABB in Zürich, ist der Technische Direktor von Formel D in der Regel einige Tage vor Ort, um die Teams mit seinen Fachleuten und Mitarbeitern des Lieferanten zusammenzustellen und das Projekt auf den Weg zu bringen – so auch in England und Malaysia. „Je nachdem, ob es sich um ein technisches oder organisatorisches Problem handelt, müssen die richtigen Fachleute für jedes Projekt gefunden werden. Über diese verfügen wir“, betont Marcel Klehr. Abhängig von der konkreten Aufgabenstellung werden sie bei ABB eingesetzt – und oft nicht nur als Trouble Shooter. „Dank unserer internationalen Präsenz sind wir weltweit vertreten und können für unseren Kunden kurzfristig überall aktiv werden“, so der Technische Direktor. Bei manchen Projekten lassen sich die Ursachen rasch ermitteln und beseitigen. Bei anderen müssen diese in der Tiefe analysiert werden. Entsprechende Maßnahmen werden gemeinsam mit dem Lieferanten definiert, die dieser anschließend eigenständig und dauerhaft umsetzen muss.

Messen, Analysieren, Verbessern und für Nachhaltigkeit sorgen

Die Mitarbeiter von Marcel Klehr sind in der Regel drei bis vier Wochen bei Lieferanten von ABB vor Ort. Eine wesentliche Voraussetzung für ihre erfolgreiche Arbeit sind adäquate Methoden und Werkzeuge für die Problemanalyse und -lösung. Die jahrelange Erfahrung in der Automobil- und Zulieferindustrie sowie die weltweite Präsenz qualifizieren Formel D, das gewonnene Know-how auch auf andere, neue Branchen erfolgreich zu übertragen.
4Q ist ein Ansatz, mit dem ABB und Formel D seit vielen Jahren arbeiten und bezüglich dessen sie über umfangreiche Erfahrungen verfügen. 4Q bezeichnet jeweils einen der vier Quadranten, die systematisch abgearbeitet werden: messen, analysieren, verbessern und Nachhaltigkeit schaffen. Im Unterschied zur ausschließlichen Betrachtung von Symptomen und daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen, besteht die Besonderheit von 4Q darin, nicht nur Problemursachen zu analysieren und zu beheben, sondern Prozesse dauerhaft zu verbessern. „Es ist immer unser Bestreben, den Lieferanten zu befähigen, Qualitätsmängel und Verzögerungen zukünftig zu vermeiden und – sollten sie dennoch auftreten – eigenständig abzustellen“, fasst Marcel Klehr die Erwartungen von ABB und die Arbeitsweise seines Teams zusammen.

Die 4Q-Methode folgt bei ABB dem 8D-Report, einem aus acht Stufen bestehenden Fehler-Analyse-Prozess. Dieser wird im Rahmen des Qualitätsmanagements in der Automobilbranche bei einer Reklamation zwischen Lieferant und Kunde als Standard genutzt und Formel D verfügt über langjährige Erfahrungen damit. Dies ermöglicht eine systematische Vorgehensweise sowie eine lückenlose Dokumentation des Projektverlaufs. Über Verlauf und Ergebnisse der „Flop10“-Projekte werden nicht nur etwa 800 Ansprechpartner von ABB regelmäßig über den 4Q-Newsletter informiert. Sie werden auch bei Lieferanten- und internen Meetings vorgestellt, fließen als Best Practice in das Unternehmen ein und lassen sich so weltweit für Verbesserungen der Lieferanten nutzen.

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Nachhaltige Verbesserungen

Bill Black, Senior Group Vice President Quality and Operational Excellence, verantwortet bei ABB das Programm „Flop10“ zur Qualifizierung von Lieferanten. Im Interview beantwortet er Fragen zur Zusammenarbeit mit Formel D im Rahmen des Programms.

Was sind die Ziele des Projekts?

Unser Ziel ist es, künftig mit weniger und ausschließlich solchen Lieferanten zu arbeiten, die terminlich und qualitativ top sind. Aus diesem Grund haben wir unsere Anforderungen formuliert und verfolgen ein langfristiges Programm zur Auswahl und Qualifizierung unserer Lieferanten. Demzufolge ist „Flop10“ ein fester Bestandteil unseres Qualitätsmanagements. Es richtet sich an die jenigen Lieferanten, die ihre Leistungen entweder zu spät oder mit mangelnder Qualität erbringen. Die meisten Lieferanten arbeiten jedoch sehr gut und verlässlich, von ihnen möchten wir lernen. Wir möchten diejenigen Lieferanten entwickeln, deren Leistung nicht 100%ig ist, sodass sie langfristig ein stabiles Qualitätsniveau in einem festgelegten Zeitfenster liefern. Unsere Ziele sind kooperative Partnerschaften und der Austausch von Best Practice Erfahrungen.

Welche Kriterien waren für ABB bei der Ausschreibung des Auftrags von besonderer Relevanz?

Für das Programm „Flop10“ brauchten wir Partner mit Know-how und Expertise, um Schwierigkeiten unserer Lieferanten vor Ort analysieren zu können, sowie mit nachweislichen Erfolgen bei der Bereitstellung langfristiger Lösungen. Daher haben wir Dienstleister gesucht, die über technologische Kompetenz und praktische Erfahrungen im Qualitätsmanagement von Lieferanten verfügten. Zudem sollten die Dienstleister über Erfahrungen bei der Umsetzung nachhaltiger Verbesserungen verfügen und dies weltweit.

Formel D wurde aus 150 Bewerbern ausgewählt. Was hat Formel D besonders ausgezeichnet?

Die Formel D Group hat umfassende und langjährige Erfahrungen mit erfolgrei-chen Maßnahmen zur Lieferantenentwicklung. Sie war bereit, ihr Konzept anzu-passen, um eine Übereinstimmung mit unserer ABB 4Q-Methode zu gewährleis-ten. Dies hat den Vorteil, dass wir in Bezug auf die Verbesserungen die gleiche Sprache sprechen. Ferner verfügt Formel D über eine große Anzahl an fachlich ausgezeichneten Qualitätsingenieuren.

Welche Veränderungen haben sich durch das Programm bereits eingestellt?

Bei Lieferanten, mit denen wir seit längerem Probleme hatten, können wir be-reits Verbesserungen in Bezug auf Lieferung und Qualität feststellen. Die Arbeit von Formel D hat einen signifikanten Beitrag zur Erzielung dieser Verbesserun-gen geleistet.

Wie wird sich die weitere Entwicklung des „Flop10“-Programms bei ABB gestalten?

Wir werden das Programm zur Qualifizierung unserer Lieferanten kontinuierlich weiterverfolgen, um unsere Lieferanten mittelfristig zu verbessern. „Flop10“ wird als ein Teil dieses Programms fortgesetzt, und wir freuen uns auf die Zusammen-arbeit mit unserem Partner Formel D, um diesen erfolgreichen Start zu intensi-vieren und auszuweiten.

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