Von Anfang an dabei

Vor 18 Jahren wurden die ersten Grundsteine im Rahmen der Erstellung von Kunden- und Werkstattliteratur und der Ermittlung von Arbeitswerten für die Opel AG gelegt. Seit 1997 ist Formel D auch für Serviceability-Untersuchungen und weitere koordinierende Tätigkeiten im Aftersalesbereich bei GM zuständig. Inzwischen verantwortet Formel D in diesen Feldern Projekte für GM/Opel weltweit.

Beim ersten Auftrag für Opel im Jahr 1993 stand das „D“ im Namen von Formel D für das ursprüngliche Kerngeschäft des gerade in Troisdorf gegründeten Unternehmens: Dokumentation. Verantwortlich für die Erstellung der Werkstatt- und Kundenliteratur sowie für die Ermittlung von Arbeitswerten für die Adam Opel AG war damals Maurizio Carroccia. Auf der Basis diverser Plattformen verantwortet der Technical Director mit seinem Team in Rüsselsheim inzwischen Serviceabilityuntersuchungen, die Typschadensberechnung, Arbeitswerte, Handschuhfachliteratur und die komplette Aftersalesliteratur für eine Vielzahl globaler Fahrzeugtypen unterschiedlicher Marken von GM weltweit.

Produktoptimierung aus Servicegesichtspunkten

„Etwa drei Jahre vor Produktionsbeginn werden wir von Anfang an und sehr tief in die Entwicklung eines neuen Fahrzeugs von GM/Opel einbezogen“, beschreibt Carroccia einen grundlegenden Unterschied zu seiner Aufgabe vor 18 Jahren. Dabei geht es in einem ersten Schritt um die Serviceability, also um die optimale Wartungs- und Servicefreundlichkeit der neuen Fahrzeuge. Die Mitarbeiter von Maurizio Carroccia überprüfen ausgehend von den Lastenheften, ob alle servicerelevanten Aspekte berücksichtigt und umgesetzt wurden. Dafür werden Aus- und Einbauversuche mittels Konstruktionsdaten und Prototypen durchgeführt, um frühzeitig den Bedarf an zusätzlicher Werkstattausstattung und Spezialwerkzeugen zu erkennen. Ziel ist es, schon in der Entwicklungsphase die Konstruktion von Fahrzeugen dahingehend zu optimieren, die Gewährleistungs- und Reparaturkosten zu reduzieren. Hierbei ist insbesondere auf die unterschiedlichen Servicestrategien und Anforderungen der einzelnen Regionen zu achten, welche aufgrund unterschiedlicher Qualifikationsniveaus und technischer Ausrüstung stark variieren können.

Wurde der Austausch der Teile in den Anfangsjahren primär an Prototypen validiert, wird dies inzwischen weitgehend mit dreidimensionalen Konstruktionsdaten simuliert. DMU-Daten (Digital Mock-Up) ersetzen physische Versuchsmodelle. Mit deren Hilfe können Ein- und Ausbauuntersuchungen, Kollisionsprüfungen und die Überprüfung von Spezialwerkzeugen durchgeführt werden. Virtuelle Modelle (DMU) ersetzen damit hochpreisige Prototypen und reduzieren die Fahrzeugkosten für den Hersteller deutlich. Vorserienfahrzeuge werden aus Kostengründen nur noch zu einem späten Entwicklungszeitpunkt genutzt, um insbesondere komplexe Arbeitsvorgänge und neue Spezialwerkzeuge zu validieren.

Arbeitswerte und Literatur

Ferner ermitteln Carroccia und seine Kollegen auf der Grundlage von REFA Richtlinien Arbeitswerte für spätere Reparaturarbeiten als Vorgaben für die Gewährleistungsabrechnung durch die GM/Opel-Werkstätten. Dafür werden Einzelteile in den Fahrzeugen unter Echtbedingungen ausgetauscht und die dafür notwendigen Zeiten wird ermittelt. Hierbei spielen ebenfalls unterschiedliche Servicestrategien eine entscheidende Rolle, welche die Arbeitswerte einer Region maßgeblich beeinflussen.

Für die Werkstatt- und Kundenliteratur werden Service- und Wartungsanleitungen, Checklisten, Sonderbroschüren, Arbeitswertermittlung und kurz vor der Serienfertigung Bedienungsanleitungen (Handschuhfachliteratur) erstellt. Neben der textlichen Beschreibung in englischer Sprache gehören dazu auch die Erstellung von Bildern und Grafiken, Layout und Satz sowie die Überprüfung der Werkstattund Kundenliteratur am Fahrzeug.

Basis der Serviceliteratur bilden ebenfalls DMU-Daten, woraus die wichtigen Grafiken entstehen. Hier zeigt sich ebenfalls ein großer Unterschied zu den Anfangsjahren, in welchen statt der digitalen Grafikerstellung noch am Fahrzeug fotografiert wurde und die Fotos anschließend nachbearbeitet wurden. In den letzten Jahren entstanden – überwiegend basierend auf DMU-Daten – etwa 11.000 Grafiken für die Serviceliteratur. In Kombination aus DMU-Daten und den anschließenden Arbeiten an den verschiedenen Prototypen werden schließlich etwa 2.500 Serviceoperationen pro Fahrzeug beschrieben, welche aufgrund der technischen Variantenvielfalt in den sechs unterschiedlichen GM-Regionen variieren.

Versicherungskosten reduzieren

Für den Markt in Deutschland sowie einige Nachbarländer organisiert Formel D diverse Aktivitäten rund um die Versicherungseinstufung. Durch das frühzeitige Optimieren schadensrelevanter Teile anhand von Crashtests sowie das Aufzeigen von Einsparpotenzialen bei Ersatzteilen und Arbeitsoperationen wird die Einstufung in eine möglichst günstige Typschadensklasse – wie aktuell beispielsweise für den Opel Astra – angestrebt. „Eine Servicestrategie ist eine wichtige Voraussetzung für eine möglichst niedrige Einstufung und geringe Kosten für den Fahrzeughalter“, erläutert Carroccia.

Maßgeblich zum Erfolg hat ein eigens entwickeltes Tool beigetragen, mit dem die erwarteten Reparaturkosten und die damit verbundene Versicherungseinstufung frühzeitig erfasst werden. Darauf basierend können mit den nachgelagerten Fachabteilungen eventuelle Einsparungen und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Typschadensberechnung dargestellt werden.

Komplexe Projekte optimal managen

Eine entscheidende Voraussetzung für die Realisierung der Vielzahl komplexer Projekte ist das Dokumentations- und Controllingsystem (DCS). Hierbei handelt es sich um ein Datenbanksystem, welches seitens Formel D speziell auf die Anforderungen der weltweiten GM/Opel-Projekte programmiert wurde. Die technischen Redakteure planen hier ihre Arbeitsvorgänge für jedes einzelne Modell und kennzeichnen ihre Arbeiten mit den nötigen Teilschritten. Dazu gehören zum Beispiel Abstimmungsmeetings, Recherche von technischen Daten, Grafikerstellung und Qualitätsfreigabe. Über die DCS-Datenbank erfolgt auch die Beauftragung von Grafiken und Abbildungen, die im Hauptsitz von Formel D in Troisdorf erstellt werden.

Das Dokumentations- und Controllingsystem ermöglicht die Planung der Aufgaben und Ressourcen für alle Projekte, die Rückmeldung des Arbeitsfortschritts, die Zeiterfassung der Mitarbeiter, die kontinuierliche Fortschrittskontrolle und eine korrekte Projektbewertung. „Bei der Vielzahl von parallel laufenden Projekten haben wir jederzeit einen aktuellen Überblick über jedes einzelne Projekt“, meint Carroccia.

Auf dieser für alle transparenten Grundlage erfolgt auch die weltweite Kommunikation mit den Mitarbeitern und Kunden. Wöchentlich finden Sitzungen aller technischen Redakteure von Formel D und der Projektleiter statt. Hierbei werden der Projektfortschritt und technische Fragestellungen detailliert diskutiert. Ergänzt werden die Aktivitäten durch wöchentliche Kundenmeetings, zu deren Hauptaufgaben insbesondere die Überwachung von Anlieferungsterminen und die Budgetkontrolle gehören.

Auf dieser für alle transparenten Grundlage erfolgt auch die weltweite Kommunikation mit den Mitarbeitern und Kunden. Wöchentlich finden Sitzungen aller technischen Redakteure von Formel D und der Projektleiter statt. Hierbei werden der Projektfortschritt und technische Fragestellungen detailliert diskutiert. Ergänzt werden die Aktivitäten durch wöchentliche Kundenmeetings, zu deren Hauptaufgaben insbesondere die Überwachung von Anlieferungsterminen und die Budgetkontrolle gehören.

Der gesamte Arbeitsprozess sowie die globale Kommunikation erfolgt ausschließlich in englischer Sprache. Ebenso selbstverständlich ist die Kfz spezifische Ausbildung, eine zusätzliche Weiterbildung als Meister, Techniker oder Ingenieur sowie die kontinuierliche Fortbildung aller Mitarbeiter von Formel D im Hinblick auf Sprachen und technische Anwendungen. Weil Formel D an allen wichtigen Entwicklungs- und Produktionsstandorten weltweit vertreten ist, können darüber hinaus die sprachliche Kompetenz und das fachliche Know-how der Mitarbeiter vor Ort genutzt werden.

Eine besondere Herausforderung sind unterschiedliche Sprachen und Zeitzonen in den Entwicklungs- und Produktionsstandorten von GM weltweit, spezifische Anforderungen der lokalen Märkte sowie unterschiedliche Qualifikationen und Arbeitsweisen in den Ländern, die hohe Anforderungen an das Projektmanagement stellen. „Unser Dokumentations- und Controllingsystem ist eine wesentliche Voraussetzung für die reibungslose internationale Koordination und Kommunikation“, ist Carroccia überzeugt.

Im Laufe der langjährigen Zusammenarbeit ist Formel D inzwischen global nach den GM-Standorten ausgerichtet und die Beziehungen zur GM-Organisation sind tief verwurzelt. Ein erfahrenes und im GM-Konzern bekanntes Team im Projektmanagement ist ein weiterer Erfolgsfaktor, um Projekte auf unterschiedlichen Kontinenten unter Berücksichtigung marktspezifischer Besonderheiten zum gleichen Zeitpunkt abzuarbeiten.

Zukunftsweisende Innovationen

Seiner Rolle als innovativer Dienstleister wird Formel D aktuell mit einem Pilotprojekt zur Virtual Reality gerecht. Die erfahrenen Mitarbeiter des Unternehmens liefern einen wichtigen Input für den nächsten Schritt der Simulation: von dreidimensionalen Daten hin zu virtuell begehbaren Fahrzeugen.

Neben der zuverlässigen Bewältigung alltäglicher Aufgaben sind solche zukunftsweisenden und kostensparenden Innovationen ausschlaggebend dafür, dass die Arbeit des Teams um Maurizio Carroccia bei der letzten Kundenbefragung mit der Note 1,4 (bezogen auf die Schulnoten 1 bis 6) von GM bewertet wurde.

Erfahrungen, Know-how und Qualifikationen der Mitarbeiter in den Projekten von GM kommen dem gesamten Geschäftsbereich FLOWing. von Formel D und seinen Kunden weltweit zugute. Ob es sich um komplexe Projekte wie bei General Motors, um einzelne Aufgaben der klassischen Dokumentation oder um multimediale Medien handelt – und das nicht nur für den Bereich Automotive.

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